Gedanken zur Geruchsdifferenzierung
Gedanken zur Geruchsdifferenzierung:
Es gibt immer viele Wege, die nach Rom führen. Leider stelle ich in der Hundeausbildung immer wieder fest, dass jeder auf seine Methode besteht und „keine Götter“ neben sich duldet.
Das finde ich persönlich sehr schade, es gibt viele Suchsparten, die mit klassischer Konditionierung sehr gute Erfolge haben. Genauso gibt es aber auch sehr gute Erfolge über von Hunden, die über operante Konditionierung ausgebildet sind.
Warum können Menschen nicht akzeptieren, dass es verschiedene Wege gibt zu einem Ziel zu kommen.
Ich arbeite mit meinen Hunden schon seit einigen Jahren im Bereich der Geruchsdifferenzierung und versuche mich immer auch mit Trainern aus anderen Suchsparten auszutauschen. Die Probleme sind in allen Sparten ähnlich – Fehlanzeigen/ ausgelöste Anzeigen/ Motivationsprobleme.
Bei der Ausbildung der Teams sollte man als Trainer im Kopf flexibel bleiben und die unterschiedlichen Methoden kennen und anwenden können.
Ich beschreibe hier in Kurzform ein paar Wege, wie man eine Anzeige bei der Geruchsdifferenzierung arbeiten kann und wo meiner Meinung nach die Probleme liegen.
1. Methode
Es werden unter Beachtung des Windes Dosen mit einer hochwertigen Belohnung und verschiedenen Gerüchen ausgebracht. Um den Hund besser lesen zu lernen sollte der Wind eindeutig sein. An der richtigen Dose wird dann geschaut, welche Art der Anzeige der Hund anbietet – häufig ein Sitz, Platz oder Rückverweis.
Problem hierbei ist, dass einige Hunde dazu neigen zu stark die optische Hilfe der Dosen zu nutzen, wenn man nicht weit genug entfernt ist und der Hund damit nicht erst über die Nase arbeitet.
Des Weiteren lernt der Hund unter Umständen eine durch den Hundeführer ausgelöste Anzeige. Nämlich dann, wenn der Hund nicht zügig von allein auf die Idee kommt ein Anzeigeverhalten zu zeigen, sondern abwartet ob der Hundeführer stehen bleibt. Das kann dann dazu führen, dass der Hund bei Suchen anzeigt, wenn Hundeführer glaubt zu sehen, dass der Hund den richtigen Geruch gefunden hat und auf eine Anzeige wartet.
Außerdem haben einige Hunde bei dieser Art des Aufbaus ein Problem damit, ohne eine kleine optische Hilfe anzuzeigen, sie suchen sich im Geruch zum Beispiel das nächste auf dem Boden klebende Kaugummi…
Die Anzeige häufig nicht punktuell und zum Geruch gerichtet genug. Der Hundeführer muss nach der Umstellung von den Dosen auf Gerüche ohne optische Hilfe damit ein sehr gutes Timing haben, damit der Hund nicht lernt entgegen zu kommen und dann falsch bestätigt wird.
2. Methode:
Es werden nur Gerüche ausgebracht, ohne vorher eine Anzeige zu trainieren.
Fast jeder Hund reagiert aufgrund seiner Neugier auf den Geruch, den man ihm vorhält und wird, wenn der Hundeführer ihn dabei unterstützt, den Geruch suchen. Hat der Hund keine Form der Anzeige gelernt und gibt es für den Hund an der Stelle, an der der Geruch liegt, keinen Grund zu verweilen, wird er kurz schnuppern und dann weiter gehen. Das wird dann vom Hundeführer verhindert und abgewartet, bis der Hund eine Form der Anzeige zeigt, die der Hundeführer bestätigt.
Ich sehe bei dieser Art der Arbeit folgende Hauptprobleme: Die Anzeige kann nur durch Auslösen des Hundeführers erfolgen. Der Hund achtet sowohl durch das Auslösen der Anzeige als auch weil er sieht, dass die Bestätigung vom Hundeführer kommt, noch deutlich mehr auf den Hundeführer als bei der Methode mit den Dosen, bei der ja die Bestätigung anfangs beim Geruch ist.
Das Problem mit der Umstellung auf Gerüche ohne Optik fällt also weg, aber die Gefahr der ausgelösten Anzeigen ist umso größer. Der Hundeführer muss ein extrem gutes Timing bei der Bestätigung haben.
3. Methode:
Aufbau einer Anzeige bevor oder parallel zur Arbeit mit Gerüchen. Der Hund lernt über klassische Konditionierung ein Anzeigeverhalten.
Hier macht man sich zunächst Gedanken wie die Anzeige des Hundes später genau aussehen soll. Diese Anzeige wird trainiert bis sie gefestigt ist. Der Vorteil ist, dass der Hund diese Anzeige dann als Geruchsanzeige nutzen kann. So kann er mit seinem Menschen klar kommunizieren. Der Hundeführer kann einen Marker setzen und hat danach Zeit den Hund zu bestätigen, ohne die Gefahr, dass der Hund die Anzeige von selbst auflöst und evtl. falsch bestätigt wird.
Problem bei der Art des Aufbaues ist, dass der Hund evtl. auf einen bestimmten Geruch oder Gegenstand konditioniert wird. Man sollte sich also genaustens Gedanken machen mit welcher Hilfe man die Anzeige aufbaut.
Die Aufzählung ist natürlich bei Weitem nicht abschließend!
Ich selbst arbeite nach den Erfahrungen der letzten Jahre aus einer Kombination aus Methode 1 und 3. und versuche mich immer weiter vorzubilden und mit Trainern aus verschiedenen Suchsparten auszutauschen.
Bei der Ausbildung von Teams sollte man als Trainer immer mehrere Methoden in der Hinterhand haben. Nicht zu jedem Team passt der selbe Ausbildungsweg – das gilt für Mensch, für Hund und für die jeweilige Kombination aus beiden.
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